Fast zehn Jahre nach dem ersten Teil kommt „The Accountant 2“ endlich mit einer Erfolgsformel auf die Leinwand: Ben Affleck spielt wieder seine ikonische Rolle als hochbegabter, autistischer Buchhalter, aber dieses Mal wird er von Jon Bernthal in einem Brüderpaar begleitet, das diese Fortsetzung in ein Abenteuer verwandelt, das temporeicher, lustiger und letztendlich erfolgreicher ist als das Original.
Ein explosives Geschwisterpaar im Mittelpunkt der Handlung
Was ist seit dem ersten Abenteuer von Christian Wolff, dem etwas anderen Buchhalter, passiert? Acht Jahre sind vergangen und der von Ben Affleck verkörperte Charakter hat nichts von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten eingebüßt. Erinnerst du dich noch an diesen untypischen Helden, der die kompliziertesten mathematischen Probleme lösen konnte und gleichzeitig mit Waffen mit chirurgischer Präzision umging?
In dieser mit Spannung erwarteten Fortsetzung sieht sich Christian mit einer Situation konfrontiert, die ihn überfordert. Als ein ehemaliger Geschäftspartner ermordet wird und eine rätselhafte Nachricht mit der Aufforderung, „den Buchhalter zu finden“, zurücklässt, hat unser Protagonist keine andere Wahl, als die Ermittlungen zu übernehmen. Doch dieses Mal muss er sich auf seinen Bruder Brax verlassen, zu dem er keinen Kontakt mehr hat.
Diese Drehbuchentscheidung macht den Unterschied aus. Während der erste Film auf die Einzigartigkeit von Christian Wolff und seine einzigartige Art, die Welt zu sehen, setzte, bereichert diese Fortsetzung die Formel, indem sie die Beziehung zwischen Brüdern erforscht. Und was für eine Beziehung! Die Chemie zwischen Ben Affleck und Jon Bernthal sprengt die Leinwand mit jeder gemeinsamen Szene.
Brüder, die gegensätzlicher nicht sein könnten
Christian und Brax sind ein perfekt unausgeglichenes Duo. Auf der einen Seite haben wir den methodischen und steifen Christian, dessen hochgradiger Autismus sich in einer systematischen und kalkulierten Herangehensweise an jede Situation äußert. Auf der anderen Seite steht der impulsive und unberechenbare Brax, der für den chaotischen Touch sorgt, der dem ersten Teil fehlte.
Du wirst es lieben zu sehen, wie sie sich verbal bekämpfen, bevor sie schließlich ihre Kräfte vereinen. Besonders eine Szene in einer Bar wird in Erinnerung bleiben, da sie Spannung, Humor und Emotionen mit einer seltenen Genauigkeit verbindet.
Rasante Action, der nie die Luft ausgeht
Wenn du die Actionsequenzen des ersten Films genossen hast, solltest du dich auf ein höheres Niveau gefasst machen. „The Accountant 2“ spart nicht mit Schießereien, Nahkämpfen und spektakulären Explosionen.
Regisseur Gavin O’Connor, der bereits den ersten Teil inszeniert hat, beherrscht sein Handwerk perfekt. Er weiß, wann er das Tempo drosseln muss, um uns Luft holen zu lassen, und wann er beschleunigen muss, um uns auf der Sitzkante zu halten. Das Tempo ist deutlich höher als im Original, was die Fortsetzung zu einem noch intensiveren Erlebnis macht.
Die Actionszenen sind präzise choreografiert und klar gefilmt. Kein Vergleich zu diesen zeitgenössischen Actionfilmen, in denen schnelle Schnitte und eine wackelige Kamera oft mangelnde Vorbereitung kaschieren. Hier sieht man alles, man versteht alles, und das ist auch gut so.
Beeindruckende körperliche Leistung
Ben Affleck und Jon Bernthal gehen in ihren Rollen mit Leib und Seele auf. Bernthals Talent für Kampfszenen war bereits bekannt, nicht zuletzt durch seine Darstellung des Punisher in der Netflix-Serie. Aber Affleck steht ihm in nichts nach und schafft es, das Niveau in den Actionsequenzen zu halten, die so aussehen, als wären sie darauf ausgelegt, ihre körperlichen Fähigkeiten zur Geltung zu bringen.
Besondere Erwähnung verdient eine Infiltrationsszene in einem Lagerhaus, die einen der Höhepunkte des Films darstellt. Die beiden Brüder, die trotz ihrer diametral entgegengesetzten Methoden gezwungen sind, zusammenzuarbeiten, schaffen eine tödliche Choreografie, die ebenso effektiv wie beeindruckend ist.
Ein Drehbuch, das manchmal mit dem Tempo nicht mithalten kann
Obwohl „Der Buchhalter 2“ mit seiner Bruderdynamik und seinen Actionszenen glänzt, muss man zugeben, dass sein Drehbuch nicht immer mit seinen Ambitionen Schritt halten kann. Der Haupthandlung, die sich um eine große Verschwörung dreht, fehlt es manchmal an Kohärenz und Klarheit.
Der Film will die Karte der Komplexität spielen, indem er die Wendungen und Enthüllungen vervielfacht, aber am Ende verliert er sich in seinen eigenen Windungen. Die Zuschauer könnten sich angesichts einiger Entwicklungen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen, zeitweise verwirrt fühlen.
- Unzureichend entwickelte Nebenfiguren
- Die Herausforderungen sind nicht immer klar definiert
- Eine Auflösung, die das Spektakel der Logik vorzieht
- Einige Unwahrscheinlichkeiten, die für Stirnrunzeln sorgen
Trotz dieser erzählerischen Schwächen bleibt die Geschichte solide genug, um als Hintergrund für die Leistungen der Schauspieler und die Actionsequenzen zu dienen. Und seien wir ehrlich: Wir gehen nicht wegen der komplexen Handlung in „The Accountant 2“, sondern um Ben Affleck und Jon Bernthal das tun zu sehen, was sie am besten können: charismatische Charaktere in explosiven Situationen verkörpern.
Eine überzeugendere Nebenhandlung
Die eigentliche Leistung des Drehbuchs liegt in der Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Brüdern. Ihr erzwungenes Wiedersehen nach Jahren der Trennung wird mit einer unerwarteten Sensibilität behandelt, die dem Film eine willkommene emotionale Dimension verleiht.
Im Laufe der Geschichte erfährt man, was die beiden getrennt hat und wie ihre unruhige Vergangenheit weiterhin ihre Entscheidungen beeinflusst. Diese psychologische Erkundung, ohne jemals ins Melodramatische abzugleiten, bereichert den Film erheblich und verleiht ihm die Tiefe, die dem ersten Teil manchmal fehlte.
Eine perfekte Balance zwischen Drama und Humor
Eine der größten Überraschungen von „The Accountant 2“ ist sein Sinn für Humor. Wo der erste Film eine gewisse Nüchternheit kultivierte, zögert diese Fortsetzung nicht, seine komische Dimension voll und ganz zu umarmen, vor allem dank des Kontrasts zwischen den Persönlichkeiten der beiden Brüder.
Der Film bringt uns zum Lachen, ohne die Ernsthaftigkeit seines Themas zu vernachlässigen oder in eine Karikatur des Autismus zu verfallen. Es ist ein schwieriger Balanceakt, den der Regisseur perfekt beherrscht.
Ich muss zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass ich bei diesem Film so viel lachen würde. Einige Szenen sind wirklich urkomisch, vor allem wenn Christian versucht, seinem Bruder seine Weltanschauung zu erklären, der Mühe hat, seiner unerbittlichen Logik zu folgen.
Eine nuancierte Darstellung von Autismus
Der erste Film „Der Buchhalter“ wurde für seine respektvolle Darstellung von Autismus gelobt. Er vermied die üblichen Klischees und bot ein nuanciertes Porträt eines Mannes, dessen Andersartigkeit auch eine Stärke ist. Die Fortsetzung setzt diesen Weg fort und erforscht noch mehr, wie Christian in einer sozialen Welt navigiert, die ihm größtenteils fremd bleibt.
Ben Affleck liefert eine zurückhaltende Performance ab, in der er die Feinheiten des Verhaltens seiner Figur genau erfasst, ohne jemals zur Karikatur zu werden. Christians kleine Rituale, seine Art, auf Sinnesreize zu reagieren, seine Schwierigkeit, bestimmte soziale Nuancen zu erfassen… all das wird mit Intelligenz und Sensibilität dargestellt.
Eine Nebenbesetzung, die das Erlebnis bereichert
Während das Duo Affleck-Bernthal im Vordergrund steht, sind auch die Nebenfiguren nicht zu unterschätzen. Sie verleiht den Ermittlungen eine offizielle Dimension und dient gleichzeitig als Brücke zwischen der chaotischen Welt der Wolff-Brüder und der rigiden Welt der Institutionen.
Die Antagonisten, die ihre Identitäten nicht preisgeben, um die Freude an der Entdeckung zu bewahren, sind bedrohlich genug, um ein echtes Gefühl der Gefahr zu erzeugen. Ihre Motive werden zwar manchmal durch die Schwächen des Drehbuchs verdeckt, bleiben aber im Großen und Ganzen verständlich und vermeiden die Falle des eindimensionalen Schurken.
- Nebencharaktere, die jeweils eine einzigartige Perspektive bieten
- Glaubwürdige und bedrohliche Antagonisten
- Eine Galerie von Charakteren, die das Universum des Films bereichert
Du wirst auch einige bekannte Gesichter aus dem ersten Teil bemerken, deren Auftritte, auch wenn sie bei einigen nur kurz sind, zur erzählerischen Kontinuität zwischen den beiden Filmen beitragen. Diese kleinen Augenzwinkern werden die Fans der ersten Stunde erfreuen.
Eine sorgfältige Regie, die die Leistungen hervorhebt
Gavin O’Connor beweist in seiner Inszenierung eine echte Meisterschaft. Seine Kamera ist in den intimen Momenten zwischen den Figuren unauffällig und in den Actionszenen dynamisch. Er schenkt den Gesichtern besondere Aufmerksamkeit und fängt die Mikroexpressionen ein, die den emotionalen Zustand der Protagonisten offenbaren.
Die Fotografie ist sorgfältig und wechselt zwischen kalten Atmosphären in den Ermittlungsszenen und wärmeren Tönen in den Momenten der brüderlichen Verbundenheit. Der Soundtrack ist zwar nicht besonders einprägsam, erfüllt aber seinen Zweck, indem er die Handlung und die Emotionen unterstützt.
Eine Fortsetzung, die das Original übertrifft
Letztendlich gelingt „Der Buchhalter 2“ das, was nur wenige Fortsetzungen schaffen: das Original zu übertreffen. Indem sie ihre Formel mit der Geschwisterdynamik anreichert, die Dosis an Action und Humor erhöht und das beibehält, was die Stärke des ersten Films ausmachte, wird diese Fortsetzung zu einem unbestreitbaren Erfolg.
Natürlich ist der Film nicht frei von Fehlern. Seinem Drehbuch fehlt es manchmal an Kohärenz und einige Entwicklungen wirken künstlich. Aber diese Schwächen werden durch die herausragenden Leistungen von Ben Affleck und Jon Bernthal, durch meisterhaft inszenierte Actionszenen und einen treffsicheren Sinn für Humor mehr als ausgeglichen.
Wenn dir der erste „Der Buchhalter“ gefallen hat, wirst du auch diese Fortsetzung lieben. Und wenn du das Original nicht gesehen hast, keine Sorge: Der Film liefert genug Informationen, um der Geschichte problemlos folgen zu können. In jedem Fall wirst du eine tolle Zeit mit diesen beiden Brüdern verbringen, die alles gegeneinander haben, aber durch die Widrigkeiten zusammengeführt werden.
Also, bist du bereit, die Bücher zu machen? „The Accountant 2“ ist zweifellos einer der erfolgreichsten Actionfilme der letzten Jahre, eine Fortsetzung, die ihren Vorgänger nicht nur ehrt, sondern ihn sogar noch zu übertreffen vermag. Eine echte positive Überraschung, die ihre 3,5 von 5 Sternen mehr als verdient hat.